Toene und Weiten

Essaouria musste erkaempft werden, mit der Durchquerung des nun glutheissen Marrakesch, der nicht enden wollenden Wartezeit am Bussbahnhof, dem unbequemen Sitz im Bus mit dem Knie des Hintermanns im Ruecken und dem Motorschaden des Gefaehrts, hinter der Zimmerwerberin im Laufschritt her ueber staubige Strassen und verdreckte Plaetze im boeigen Meerwind, und schliesslich noch mit einer frierenden Wartestunde am falsch verabredeten Stadttor, bis wir endlich wieder beisammen waren, Lisa, Albert und ich, wir drei lesende Reisende, bei einem guten Abendessen, Fischspezialitaeten auf riesigen Platten, mit richtigem Wein.

Beim Betreten der Stadt hab ich bereits ihren Ton gehoert. Er kam ueber die Mauer, vor der wir gingen und hinter der ich das Meer vermutete wegen des Scheins des Himmels, und muesste vom Boewind geblasen worden sein, der Staub und Dreck durch die Gassen wirbelt, und er trug Salzgeruch und Geruch von Fisch und Seetang und schrilles Moevengelaechter, ohne dass ich noch etwas anderes gesehen haette als dunkelnde Gassen und Mauern. Auch in meinem Zimmer im Riad/Hotel war dieser Ton, reiner und bestimmter jetzt, durch den offenen Hof in jedes Stockwerk gelassen in jedes nach innen offene Fenster, durch sich leicht wiegende Vorhaenge. Am Markt schien sich der Ton verloren zu haben, in den Nebengassen war er noch leise, am Fischerkai aber war er ein Brausen, in das die weissen Riesenvoegel hineinkraechzten nach Herzenslust, und die Arbeiter an der Bootswerft dazuklopften mit ihren Haemmern auf dem aufgetuemten Schiff thronend.

Es koennte aber Essaouria auch in Europa liegen, in Sizilien vielleicht oder natuerlich in Andalusien, denn die Gaesschen waren so verwinkelt nicht und die Abzweigungen nicht so aberwitzig, dass man sich nicht gleich zurechtfinden konnte, und das Meer lag nach der selben Seite wie in Cadiz, und kuehlte die afrikanische Sonne auf ein ertraegliches Mass. Die Geschaeftemacher waren nicht so frech und aufdringlich, dafuer waren pumphosentragende Europaeer allgegenwaertig. In dunklen Eingaengen wurde Haschisch angeboten, und an jeder Ecke Drusensteine, Keramikgeschirr und Holzschnitzereien. Auch afrikanische Gesichter waren hier wieder haeufiger, die in den Bergen ganz gefehlt hatten, und auch afrikanische Musik.
Vom Meerwind weiss ich, das er kilometerweit das Landinnere bewaessert und fruchtbar macht, das war auch auf den Bus/ und Bahnfahrten zu sehen gewesen, gruene Felder und Waeldchen bis zum Horizont. Wie weit aber der Ton ins Land reicht und was er hervorbringt, dass weiss ich nicht und wuesste auch nicht, wie das zu erforschen waere

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