granada

Montag, 22. Juli 2013

Nichtgehoerte und nichtgehaltene Sonntagspredigt

Eine Frau namens Martha nahm ihn freundlich auf.
Jemand aufnehmen.
Man muss in der Lage sein, jemand aufzunehmen.
Ein grosses Haus, eine gesichterte Existenz.
Ruhe, Zeit, Interesse und Neugier fuer Fremde.
Wie Abraham?
Der kam selbst als Fremder ins Land, liess sich am palaestinensischen Baumheiligtum von Mamre nieder. Sein Haus war ein Zelt, aber der Fremde hat es nicht betreten - er wurde unter dem Baum bewirtet.
Und der Fremde war nur fuer Abraham fremd. Er erschien in seinem eigenen Heiligtum, den Eichen von Mamre. Als Abraham ihm die vorgesehenen Opfer darbrachte, mochte es wie die Bewirtung eines Gastes erscheinen, aber es war das vorgesehene Ritual, das der Fremde der heimischen Gottheit darbringt.
Das anonyme Opfer kann als Landkauf gesehen werden. Denn die Gottheit bedankt sich durch das Orakel. Die Fruchtbarkeitszusage an Sara ist persoenlich an die Eindringlinge adressiert und anerkennt sie somit. Die Aufnahme der neuen Bewohner wird spaeter weitergefuehrt im Orakel an Lot, dessen Gerechtigkeit in Konkurrenz zur heimischen Bevoelkerung einen Herrschaftswechsel bedeutet. Aber Abrahams Handel mit dem palaestinensischen Fruchtbarkeitsgott ist ein weiteres Eindringen in dessen heilige Sphaere. Es laesst sich auf die Gerichtsankuendigung ein, weitet aber den Adressatenkreis aus. So werden dem Orakelkult die neuen Bewohner eingeschrieben und von diesem legitimiert.
Wie kann nun Martha den Gast aufnehmen?
Obwohl ihre Familie seit Generationen in Betsaida residiert, ist Martha mit dem Haus (oikos) und der Oekonomie beschaeftigt. Die Bereitung von Haus und Mahl ist Herrschaftszeichen. Martha demonstriert, wer Herr im Haus ist. Als Buergerin in Stadt und Land hat sie ja kein Orakel mehr noetig, die juedische Buergerkirche hat durch Tora und Tempelkult die ausgesetzte Situation derer ueberwunden, die Tag fuer Tag warten mussten auf die Weisung Gottes, die sich bereithalten mussten mit dem Wanderstab in der Hand, und notfalls sogar im Stehen essen. Buerger wollen nicht warten, sondern bestimmen. Darum liegt in ihrem Interesse nicht das Anfangen, sondern das Fortsetzen des gewohnten und bewaehrten Ganges. Wir sehen sie weniger mit Hausgruendungen beschaeftigt als mit Haushalten. Auch in ihrem religioesen Leben hat das Unabsehbare ausgedient, und das Handliche und Machbare ist an seine Stelle getreten.
Jesus laesst diese religioes Sesshaften aber nicht zur Ruhe kommen. Seine Predigt ist: Ich aber sage euch..., seine Aufforderung ist: Folge mir nach. Mit Jesus ist Gottes Schoepfungshandeln in das religioese Leben zurueckgekommen,von wo es Adam und Eva vertrieben haben.
Messianisch glauben heisst nun: Gott anfangen lassen.

Freitag, 19. Juli 2013

Raum und Zeit

Viele Menschen werden es fuer selbstverstaendlich halten, dass an einem Ort nur ein Gegenstand sein kann zur selben Zeit. Vielleicht ist das im Zeitalter der Atomphysik nicht mehr so eindeutig. Aber in der Alhambra war es ganz deutlich zu merken: ein Gang, eine Nische, eine Perspektive gab den Blick frei nur fuer einen AUGENBLICK. Dann schob sich sofort der naechste Besucher davor. Nein! Der Augenblick war nicht garantiert. Mit dem Ticket zahlst du nur den Eintritt, nicht den Anblick. Und genau genommen: Die meisten Menschen haben gar keine Wahrnehmung davon, dass sie selbst Raum einnehmen, den ein anderer nicht mehr einnehmen kann, ebensowenig, wie sie daran denken, dass die Luft, die sie verbrauchen, fuer einen anderen nicht mehr da ist. Das gilt fuer Touristenscharen ebenso wie fuer Autoschlangen.
In anderer Form ist das eine alte historische Erfahrung Spaniens: Wenn du Moslem bist, kannst du nicht zugleich Christ sein, fuer Juden gilt das auch. Zumindest aus spaeterer Sicht konnte Spanien nur entweder muslimisch oder christlich sein - dann aber auch ganz. Dabei hat das Lavieren zwischen verschiedenen Verbuendeten die ganze Misere ueberhaupt erst moeglich gemacht - und dann noch ueber fast ein Jahrtausend gestreckt. Und wenn man die darauffolgende christliche Eindeutigkeit kennt, haette man wahrscheinlich die Mehrdeutigkeit vorgezogen.
Jedenfalls war das eindeutig mein erster Tag in Spanien, mitten in Granada

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Wenn Ihr Computer manche Bilder nicht angemessen wiedergibt, so ist allenfalls das Heimgeraet um 90 Grad zu kippen. (Bitte nicht den Bildschirm oeffnen!)
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